Bestandsaufnahme im Einzugsgebiet der Weser
Informationen zum Flussgebiet
Die Weser ist die einzige große mitteleuropäische Flussgebietseinheit, deren Einzugsgebiet komplett in Deutschland liegt. Nach den Ergebnissen der Bestandsaufnahme
ist für 81 Prozent der Oberflächengewässer und 63 Prozent der Grundwasserkörper die Zielerreichung gemäß WRRL unwahrscheinlich beziehungsweise unklar. Hauptprobleme
sind der Nährstoffeintrag durch die Landwirtschaft und der Salzeintrag durch die Kali-Industrie, speziell im Bereich Werra und Fulda. Daneben sind erhebliche
Defizite in der Gewässerstruktur zu verzeichnen, verursacht durch Binnenschifffahrt, Hochwasser- und Erosionsschutz, Wasserkraftnutzung sowie Be- und Entwässerung und ähnliches
im landwirtschaftlichen Bereich. Insgesamt gibt es ca. 4.700 Querbauwerke.
Die Bodennutzung im Einzugsgebiet der Weser ist mit 47 Prozent Ackerflächen und 12 Prozent Grünland von der Landwirtschaft geprägt.
Diese ist die Ursache für die hohe Belastung der Gewässer durch Nährstoffe, insbesondere Stickstoff, sowie für schwere Strukturdefizite.
Das Wesereinzugsgebiet:
- Größe des Einzugsgebietes: ca. 46.000 km
- 477 km Lauflänge
- Einzugsgebiet in sieben Bundesländern: Thüringen, Bayern, Sachsen-Anhalt, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Bremen
- Mittlerer Abfluss bei Inschtede/Weser: MQ 362 Kubikmeter pro Sekunde
- vom Zusammenfluss Werra / Fulda bis zur Mündung durchgängig schiffbar
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Das Pilotprojekt Weser
Im Jahr 2003 begann die modellhafte Umsetzung der WRRL in Pilot-Flussgebieten. In Phase I sollten in 15 europäischen Flussgebieten die Anwendbarkeit der Maßnahmen und Leitfäden
aus den CIS-Arbeitsgruppen auf ihre Praxistauglichkeit hin überprüft werden. Die Weser ist neben 21 weiteren europäischen Flussgebieten an der zweiten Phase
beteiligt, in der die Ergebnisse der Arbeitsgruppen praktisch angewendet werden sollen. Ein zusammenfassender Bericht zu den Aktivitäten aller Pilotflussgebiete in
Europa soll im März 2007 veröffentlicht werden. Thematische Schwerpunkte für die Flussgebietseinheit Weser sind Landwirtschaft, kosteneffiziente Maßnahmen,
Durchgängigkeit, Schifffahrt und Berichtswesen. Dabei sollen lediglich die Erfahrungen aus den laufenden Vorhaben der Weser-Bundesländer zusammengestellt werden.
Die Berichte zu den laufenden Projekten koordiniert die Flussgebietsgemeinschaft (FGG) Weser (www.fgg-weser.de), ein Zusammenschluss der Wasserwirtschaftsverwaltungen
der sieben Anrainerländer. Die FGG leitet seit 2005 auch das flussgebietsweite Modellvorhaben AGRUM Weser (Analyse von Agrar- und Umweltmaßnahmen im Bereich des landwirtschaftlichen Gewässerschutzes vor dem Hintergrund der EG-Wasserrahmenrichtlinie in der FGE Weser).
In dem Projekt werden die Nährstoffbelastung im gesamten Flussgebiet Weser EDV-gestützt analysiert und konkrete Maßnahmen zur Nährstoffreduzierung getestet. Auf dieser Grundlage sollen Strategien und Maßnahmenprogramme für einen nachhaltigen landwirtschaftlichen
Gewässerschutz entwickelt werden.
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Gebietskooperationen Niedersachsen und Leuchttürme
In Niedersachsen wurden 28 Gebietskooperationen mit je circa zehn Wasserakteuren gegründet. In der Zeit von 2006 bis 2008 sind die Gebietskooperationen unter anderem mit der
Auswahl der Maßnahmen und der Fertigstellung von Maßnahmenprogrammen zur WRRL befasst. Aktuell liegen erste Entscheidungen zur Auftragsvergabe von Projekten vor, im Frühjahr
2007 folgen Beschlüsse zur Ausweisung der erheblich veränderten Gewässer (HMWB). Nach der Abstimmung in den Flussgebietseinheiten 2007 sollen bis zum Sommer 2008 die Entwürfe
der Bewirtschaftungspläne vorliegen und die Anhörung der Öffentlichkeit stattfinden. Die Empfehlungen der Gebietskooperationen sollen von den Behörden in künftige Entscheidungen
einbezogen werden. Die Gebietskooperationen in Niedersachsen bezeichnen sich selbst als "zentrale Plattform zur Umsetzung der WRRL".
Die Umweltverbände sind mit je einem Vertreter beteiligt. Die Umweltvertreter firmieren auch als "Leuchttürme", das heißt als regionale Ansprechpartner,
im Wassernetz Niedersachsen-Bremen (www.wassernetz.org). Das Wassernetz schätzt die Gebietskooperationen in ihrer Wirkung grundsätzlich als sinnvoll ein, kritisiert aber,
dass keine behördlichen Naturschutzvertreter eingebunden sind, so dass bei der Umsetzung die Einbeziehung der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH-RL) zu kurz kommt.
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"Salzabwasserversenkung" - Versalzung der Werra durch die Kaliindustrie
Durch die Kaliindustrie gelangen große Mengen an Chloriden (hauptsächlich NaCl), Magnesium und Kalium im Abwasser in die Werra, werden in bereits salzhaltige Grundwasservorkommen versenkt
oder von offenen Abbauhalden in umliegende Gewässer und den Untergrund gespült. Bei der salzlastgesteuerten Einleitung in die Ulster wird der Salzgehalt an der Messstelle
Gerstungen (Werra) auf konstant 2.500 mg/l gehalten - ein Wert, der das Limit der Trinkwasserverordnung mit 250 mg/l um das zehnfache, den mit 100 mg/l empfohlenen Wert für den "Guten Zustand" der LAWA sogar um das 25-fache übersteigt.
Die Salzkonzentration ist damit so hoch wie in der Ostsee. An dem Grenzwert, der noch aus den 1940er Jahren stammt, soll allerdings bis 2012 festgehalten werden. Dabei lässt sich von den 20-30 ursprünglich vorkommenden Fischarten
der Werra heute vielerorts nur noch eine Ersatzgemeinschaft mit kaum mehr als drei Arten nachweisen. Festzustellen ist eine Wandlung der natürlich vorhandenen Lebensgemeinschaften in salztolerante
Gruppen, die nicht mehr dem standortgemäßen Süßwassercharakter entsprechen. Auch wirken sich die in den Abwässern enthaltenen Kaliumionen bereits in geringer Konzentration schädlich auf Fische aus,
durch die sie anfälliger für Krankheiten werden. Nicht zuletzt droht den Werraauen die Gefahr durch Versalzung bei Hochwasser.
Neben einer großen Anzahl von Projekten zur Strukturverbesserung der Weser sind aber auch weiterhin bedeutsame Eingriffe in den Flusskörper
beabsichtigt. So sind im Rahmen des Projekts "Zukunft Weser" erhebliche Vertiefungsausbaumaßnahmen an der Unter- und Außenweser geplant, um die Wirtschaftlichkeit
der Seehäfen für die neue Generation Containerschiffe mit größerem Tiefgang zu erhalten. Das Projekt soll laut der Projektbetreiber kaum negative ökologische
Auswirkungen aufweisen. Umweltverbände wie Robin Wood und WWF befürchten allerdings weitreichende Schäden für die betroffene Gewässerfauna und -flora.
So können in den schutzwürdigen Gebieten an der Unterweser Uferbereiche verschlicken und flusstypische Tier- und Pflanzenarten verdrängt werden. Dagegen könnte
der von den Umweltverbänden als gering eingeschätzte wirtschaftliche Nutzen die ökologischen Folgen kaum kompensieren.
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Weserkraftwerk Bremen
An der bestehenden Staustufe der Weser in Bremen-Hemelingen ist die Anlage eines neuen Wasserkraftwerkes beabsichtigt. Das Kraftwerk wird unterirdisch neben dem
vorhandenen Weserwehr entstehen und im Mittel 38 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr liefern. Das würde ausreichen, um rund 12.500 Haushalte mit Elektrizität
zu versorgen und soll jährlich 32.000 Tonnen Kohlendioxid ersparen. Die Anlage mit einer Leistung von bis zu 10 Megawatt gilt als das größte Neubauprojekt
Norddeutschlands zur Nutzung der Wasserkraft. Die Weser muss wegen des bereits bestehenden Wehrs nicht extra aufgestaut werden. Während sich der BUND Bremen für
das Kraftwerk ausspricht (www.bund-bremen.net), sind Angler- und Fischereiverbände entschieden dagegen. Auch das Wassernetz Niedersachsen-Bremen spricht sich
trotz des geplanten Fischschutzkonzepts gegen das Kraftwerk aus, da die Durchgängigkeit für die Gesamtheit der Wasserorganismen nicht nachgewiesen sei.
Das Bauvorhaben steht damit ebenfalls im Widerspruch zu laufenden Wiederansiedlungsprojekten von Wanderfischarten wie Lachs und Meerforelle.
Aussichten für den Gewässerschutz an der Weser
Abteilungsleiterin Almut Kottwitz vom Niedersächsischen Umweltministerium sieht bei einem Erfahrungsaustausch
mit den Leitern der Gebietskooperationen am 12.09.2006 durch die "zielgerichtete" und "umsichtige Gewässerpolitik" bereits "Großes" erreicht.
Die zukünftige Umsetzung soll daher nur erfolgen, wenn die Finanzierung durch Brüssel "bis zum Jahr 2015" gesichert sei.
Das Ziel sei eine für Niedersachsen "angemessene Lösung", das heißt in diesem Falle zuvorderst der Erhalt der landwirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit.
Maßnahmen zum Schutz der Gewässer könnten nur im Einvernehmen mit der Landwirtschaft durchgeführt werden.
Die Gebietskooperationen sollen sich bei ihrer Arbeit ausschließlich um "realistische und umsetzbare Maßnahmen und Bewirtschaftungspläne bemühen", mit der Folge,
dass innovative, aber finanzintensive Vorschläge wenig Chancen haben werden. Die "Wassernutzer Schifffahrt, Siedlung und Gewerbe" sollen auch weiterhin in der
"Abwägung" besonders berücksichtigt werden. Dazu soll auch die Möglichkeit der Ausweisung von HMWB und AWB "konsequent angewendet" werden,
um hauptsächlich "weniger hohe Umweltziele" erreichen zu müssen. Ein "Zurück zur Natur" im Sinne einer Renaturierung der Flussgebietslandschaft Weser
in Niedersachsen ist mit dem Festhalten an dem "hohen Gut Kulturlandschaft" somit kaum zu erwarten.
Mehr Informationen zur Umsetzung der WRRL im Wesereinzugsgebiet findet man in den Handbüchern
"Die EG-Wasserrahmenrichtlinie – Grundlagen- und Praxisbeiträge der GRÜNEN LIGA-Seminarreihe".
Pressemitteilungen und viele Daten zur Weser selbst finden sich auf der Seite der FGG Weser.
Koordinierungsräume in der Flussgebietseinheit Weser:
Eine zwischen den Bundesländern abgestimmte Version der Bestandsaufnahme für den deutschen Teil des Flusseinzugsgebietes Weser können Sie auf den Internetseiten der Flussgebietsgemeinschaft Weser (FGG Weser) abrufen.
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Koordinierungsraum Weserfluss, federführend Niedersachsen
Folgende Bundesländer haben Anteil am Koordinierungsraum: