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Flussauen

Auen sind die natürlichen Überschwemmungsgebiete entlang von Gewässerläufen. Auen sind daher integraler Bestandteil von Bach- und Flussökosystemen. Die durch Hochwasserdynamik geprägten und immer wieder umgestalteten Auenlandschaften bieten ein vielfältiges Mosaik von Lebensräumen von trocken bis nass und gehören deswegen zu den "Hotspots" der Artenvielfalt. Wie das WWF-Aueninstitut festgestellt hat, beherbergen Auen zwei Drittel der Lebensgemeinschaften Mitteleuropas auf nur sieben Prozent der Fläche. Auengewässer sind zudem die Kinderstube einer Vielzahl von Fischen und Amphibien. Flussauen halten nicht nur große Wassermengen zurück und helfen damit, Hochwasserwellen zu dämpfen, sie wirken dabei auch als äußerst effektiver Filter für Nährstoffe. Die Renaturierung von Auen durch Deichrückverlegungen und andere Maßnahmen kann daher dem Hochwasserschutz und zugleich einer ganzen Reihe von weiteren Zielen dienen.

Zustand der Flussauen in Deutschland

Im Oktober 2009 legte das Bundesamt für Naturschutz (BfN) den Auenzustandsbericht - Flussauen in Deutschland vor. Angesichts der herausragenden Bedeutung der Flussauen für die heimische Biodiversität und die großräumige Vernetzung von Lebensräumen, für die Fischfauna und den Stoffhaushalt der Flüsse ist diese bundesweit angelegte Bestandsaufnahme ein wirklicher Meilenstein.

Der Bericht bilanziert den Verlust von Überschwemmungsflächen an den großen Flüssen Deutschlands, der sich bundesweit auf rund zwei Drittel beläuft. Aufgrund von Hochwasserschutzmaßnahmen – in erster Linie Deichbauten – kann nur noch ein Drittel der ehemaligen Überschwemmungsflächen bei großen Hochwasserereignissen überflutet werden – an Rhein, Elbe, Donau und Oder sogar nur 10 bis 20 Prozent. Die Talräume eines Flusses, die vor menschlichen Eingriffen für Überflutungen erreichbar waren, werden als morphologische Aue bezeichnet. Der heute dauerhaft abgetrennte Anteil gilt als Altaue, der verbleibende Anteil (zwischen den Deichen) als rezente Aue.

Die Bewertung des Zustandes der rezenten Auen erfolgt analog zum System der Wasserrahmenrichtlinie in fünf Klassen und betrachtet den Grad der Veränderung gegenüber einem potentiell natürlichen Leitbildzustand anhand der Kriterien:

  • Morphodynamik, Auenrelief und Auengewässer

  • Hydrodynamik, Abfluss und Auengewässer

  • Vegetation und Flächennutzung

Die Bewertung verknüpft also Aussagen zum Grad der Abkopplung der Aue vom Überflutungsregime durch Gewässerausbau und/oder Hochwasserschutz und Überflutungspotential, zu Ausbaugrad, Profilierung und Aufstau (Staubauwerke sind jedoch nicht in der Karte verzeichnet) sowie zu Intensität und Art der Flächennutzung. In die zusammenfassende Bewertung gehen zusätzlich die Merkmale Rückstaubeeinflussung als Malus und der Wert zusammenhängender, naturnaher Auenstandorte, die "Konnektivität", als Bonus ein. Die Ergebnisse zeigen:

  • Bundesweit sind 54 Prozent der Flächen in den rezenten Flussauen weitgehend oder völlig von Überflutungen abgekoppelt (stark und sehr stark verändert).

  • Nur 10 Prozent der Auen befinden sich in einem guten ökologischen Zustand (nur ein Prozent sind sehr gering verändert und neun Prozent sind gering verändert), 90 Prozent sind deutlich bis sehr stark verändert.

  • Mäßig veränderte Auen, also rund ein Drittel, haben grundsätzlich das größte Potential für Renaturierungen

Als Fazit formuliert das BfN den dringenden Handlungsbedarf, den Flüssen wieder mehr Raum zu geben. Dies korrespondiert auch mit der zentralen Forderung "More space for living rivers" der europäischen Umweltverbände an die Umsetzung der WRRL. Das BfN mahnt an, die natürliche Dynamik und die ökologische Schwankungsbreite der Auen zu nutzen: "Intakte Auenlandschaften sind aufgrund ihrer Anpassung an wechselnde Wasserverhältnisse, die von Überschwemmungen bis zu trockenen Verhältnissen reichen, zur Abpufferung der Auswirkungen des Klimawandels (mögliche Häufung von Überflutungen und Niedrigwasserperioden) bestens geeignet." Um in den ersten Bewirtschaftungsplänen gemäß WRRL-Berücksichtigung zu finden, kam der Bericht allerdings zu spät.


Die Karte "Zustand der rezenten Flussauen" dokumentiert für Abschnitte von jeweils einem Kilometer die Bewertung der zwischen den Deichen liegenden überflutungsflächen jeweils für das rechte und das linke Ufer. Hier ein Ausschnitt im Bereich der Oberen und Mittleren Elbe.


Verteilung der Bewertungsklassen für die rezenten Flussauen in Deutschland (Legende s. obige Karte). Quelle: BMU & BfN (2009)

Der Auenzustandsbericht kann kostenlos als Broschüre per E-Mail bezogen werden und steht auf der Internetseite als PDF-Datei zum kostenlosen Download zur Verfügung.

Unter dem Titel "Flussauen in Deutschland – Erfassung und Bewertung des Auenzustands" werden die dem Bericht zugrundeliegenden Forschungsergebnisse in Heft 87 der BfN-Schriftenreihe "Naturschutz und Biologische Vielfalt" veröffentlicht.

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Online-Kartendienst "Flussauen in Deutschland" des BfN

Der kostenlose Kartendienst "Flussauen in Deutschland" des Bundesamts für Naturschutz wurde im Juli 2012 auf www.bfn.de freigeschaltet. Die zu den Auen angezeigten Informationen geben unter anderem Aufschluss über Größe und Zustand der Auen sowie über Schutzstatus und Nutzung. Die Daten liefern auch eine Grundlage für den vorsorgenden Hochwasserschutz. Der Kartendienst bietet die Möglichkeit, für kleine Auenbereiche, aber auch für ganze Flüsse Informationen abzufragen und Karten zu erstellen. Aktuelle Luftbildaufnahmen lassen sich dazuschalten.

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Ökosystemleistungen von Flussauen

Flussauen erfüllen eine Vielzahl von Funktionen im Naturhaushalt und für den Menschen. In der Studie "Ökosystemfunktionen von Flussauen", die im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz durchgeführt wurde, wurden für 79 Flüsse in Deutschland vier dieser Aspekte bilanziert: Hochwasserretention, Nährstoffrückhalt, Kohlenstoffvorrat und Treibhausgasemissionen sowie die Habitatfunktion. Die Ergebnisse wurden in Heft 124 der BfN-Schriftenreihe Naturschutz und Biologische Vielfalt veröffentlicht.

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Relevanz der Wasserrahmenrichtlinie für Auen

Das Bundesamt für Naturschutz veröffentlichte im Juli 2003 ein Positionspapier zur "Relevanz der Wasserrahmenrichtlinie für Flussauen aus naturschutzfachlicher Sicht". Es ist zugleich der Zwischenbericht eines Forschungs- und Entwicklungsvorhabens an der südlichen Oberrheinniederung und der unteren Havelniederung.

Für die gemeinsamen Handlungsfelder von Naturschutz und Wasserwirtschaft bei der Umsetzung der WRRL werden naturschutzfachliche Empfehlungen gegeben. Hierzu gehören Kriterien zur Einbeziehung von Ufer- und Auenbereichen in die Ausweisung der Oberflächenwasserkörper und zur Notwendigkeit von Maßnahmen, wie der Wiederanbindung oder Strukturverbesserung der Auen. Schon bei der Beschreibung der Referenzbedingungen für einen Gewässertyp muss der gesamte Formenschatz der Aue berücksichtigt werden, sofern ein signifikanter Einfluss auf den Wasserkörper gegeben ist.
Auen sind demnach "insoweit Teil des Wasserkörpers, als ihnen direkt Bedeutung für die Ausprägung der biologischen Qualitätskomponenten zukommt, etwa als Laichplatz oder Lebensraum für Jungfische."

Kritisch sehen die Autoren die Empfehlungen der LAWA zur Beurteilung der Gewässerstruktur. Diejenigen Beeinträchtigungen der Hydromorphologie, die das Erreichen der Qualitätsziele für ein Gewässer gefährden, werden nach Maßgabe der LAWA-Arbeitshilfe nicht in ausreichendem Umfang ermittelt. Hier besteht Verbesserungsbedarf bei den Kartierverfahren. Das Papier steht in PDF-Form (662 KB) zum Download zur Verfügung.

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