Wetlands for Clear Water - Internationale Konferenz zur Rolle von Feuchtgebieten zum Schutz der Ostsee
Wetlands for Clear Water
Eutrophierung stellt zusammen mit der Überfischung das größte Umweltproblem der Ostsee dar. Die Ostseezuflüsse
führen große Mengen an Nährstoffen mit sich. Etwa 70 Prozent des eingetragenen Stickstoffe und 44 Prozent des Phosphoreintrages stammen aus diffusen
Quellen, vor allem aber aus Landwirtschaftsflächen. Die daraus entstehende Eutrophierung der Küsten- und Meeresgewässer führte zur
Algenblüte mit einer Verschlechterung der Meereslebensräume infolge drastisch verringerter Wassertransparenz und Sauerstoffverlust.
Der HELCOM-Ostsee-Aktionsplan nennt als Zielstellung eine "Ostsee ohne Eutrophierung" und spricht in seinem Programmziel "Clear Water"
den Handlungsbedarf an.
Im Zusammenhang mit dem Management der Einzugsgebiete der Ostseezuflüsse können Feuchtgebiete eine wichtige
Rolle für die Reduzierung diffuser Nährstoffeinträge aus der Landwirtschaft spielen. Dies kommt in einer Reihe von Richtlinien für den
Schutz von Wasser und Meer zum Ausdruck: von der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) über den HELCOM Ostsee-Aktionsplan bis zur jüngsten
EU-Strategie für den Ostseeraum. Obwohl die Bewirtschaftung von Feuchtigkeitsgebieten zu verschiedenen Richtlinien gehört, findet sie
auf strategischer Ebene, wie in den Bewirtschaftungsplänen der Ostseezuflüsse, nicht genügend Anwendung.
Die Konferenz "Wetlands for Clear Water" der GRÜNEN LIGA am 24. März 2011 in Greifswald befasste sich mit der
Frage, wie sich in Deutschland, Polen und den anderen Ostseeanrainerstaaten das Management von Feuchtgebieten für das Erreichen des
Clear-Water-Ziels einsetzen lässt, das Teil des HELCOM-Aktionsplans ist.
Erfahrungen mit Renaturierung und Rückfeuchten zerstörter Feuchtgebiete wurden präsentiert und diskutiert, dabei
wurden Möglichkeiten einer angepassten Landwirtschaftsnutzung aufgezeigt (Beispiele aus Deutschland und Polen). Ein schwedischer Bericht
fasste die gezielte Feuchtgebietsnutzung in der Landwirtschaft seit 1990 mit einer hohen Kosteneffizienz und Akzeptanz der Landwirte
zusammen.
Des Weiteren wurden verschiedene Projekte zur Moorrenaturierung in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern
vorgestellt und die Feuchtgebietsplanung in Litauen besprochen. Die Exkursion am 25. März 2011 bot die Möglichkeit, ein konkretes Projekt
zur Renaturierung der Flüsse Peene und Travel in Dörfern kennenzulernen, wobei verschiedene Annäherungen und Strategien zur
Erreichung der ökologischen Leistungen vorgestellt wurden.
Teilnehmer der Konferenz waren Wissenschaftler, Vertreter aus Umweltorganisationen und fachkompetenten Ämtern
sowie Landesvertreter. Die von der GRÜNEN LIGA aus der Konferenz "Wetlands for Clear Water" abgeleiteten Schlussfolgerungen finden sie hier,
der im Nachgang zur Konferenz erstellte Rundbrief WRRL-Info Nummer 21 steht gleichfalls online zur Verfügung.
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Feuchtgebietsstrategien in Deutschland
Wera Leujak vom Umweltbundesamt hob hervor, dass Feuchtgebiete bei der Nährstoffreduzierung helfen können, dass sie aber als eine von
mehreren Möglichkeiten angesehen werden sollten und nicht als Ersatz dafür, der Eutrophierung an der Quelle zu begegnen.
Michael Trepel vom Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume und von der Universität Kiel machte auf Grundlage
umfangreicher Erfahrungen und Forschungen im Bundesland Schleswig-Holstein deutlich, dass "die Rehabilitierung von Feuchtgebieten eine
kostenwirksame Strategie zur Reduzierung der Nährstoffbelastungen im Meer darstellt, wenn die Maßnahmen Teil einer breiter angelegten
Strategie für das Management der Nährstoffe sind". Die Wahrung und Verbesserung der Wasserqualität ist häufig eine Vorbedingung für die
erfolgreiche Restaurierung des Ökosystems.
Ökohydrologische Managementstrategien mit dem Ziel einer Reduzierung der Nährstoffabgänge in einem Einzugsgebiet erfordern ein auf den
Fließpfad ausgerichtetes Management: Nach der Analyse der Herkunft der Nährstoffe müssen zuerst die Nährstoffe in den Hauptpfaden
reduziert werden. Dies lässt sich nicht nur durch die Verringerung punktueller und diffuser Quellen, sondern auch durch eine bessere
Rückhaltung erreichen. Für die Verbesserung der Rückhaltung stehen vier Startpunkte zur Verfügung:
Eine Analyse der Nährstoffrückhaltung durch Feuchtgebietsrestaurierung im Oberen Eidertal weist signifikante Reduzierungsquoten auf:
NO3-N: -33,2 Prozent, N gesamt: -30 Prozent, PO4-P: -21,5 Prozent, P gesamt: -15,4 Prozent. Die Erfahrungen aus Schleswig-Holstein lassen als konservativen
Schätzwert eine mittlere Phosphorrückhaltung in Flüssen und Feuchtgebieten von 10 kg pro Hektar zu.
Die Kostenwirksamkeit einer Reihe von Feuchtgebietsrestaurierungen in Schleswig-Holstein wurde mit WETTRANS, einem auf den Fließpfad
ausgerichteten Modell zur Berechnung der Stickstoffrückhaltung kalkuliert. Die Rückhaltungskosten liegen häufig im
Bereich von 5 bis 10 oder 10 bis 20 Euro pro Kilo Stickstoffentfernung, was bei weitem nicht so teuer ist wie zusätzliche Investitionen in die
Abwasseraufbereitung (geschätzt auf 17 bis 66 Euro pro Kilogramm Stickstoffentfernung).
Seit dem Jahr 2000 wurden in Schleswig-Holstein mehr als 139 Projekte begonnen und mehr als 1.116 Hektar wiedervernässt. Eine
landesweite Analyse in Mecklenburg-Vorpommern zeigte, dass Einzugsgebiete mit einem hohen Anteil an Seen, Feuchtgebieten und Wäldern
geringe Stickstoff-Exportquoten besitzen und dass eine gute Erhaltung von Feuchtgebieten, einschließlich der Pufferzonen, die
Nährstoffbelastungen reduziert. Dennoch führt die Anlage von Feuchtgebieten nicht automatisch zu den Nährstoffreduktionszielen.
Die Forschungen von Dominik Zak vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei in Berlin zur Kohlenstoff- und
Phosphor-Dynamik in wiedervernässten Mooren zeigen, dass stark degradierte Torfschichten am problematischsten hinsichtlich der
Freisetzung von gelöstem organischen Kohlenstoff (DOC) und der Phosphor-Remobilisierung sind (in einer Probe mit einer stark
degradierten 30 Zentimeter Torfschicht wurde der Verlust an mobilem Phosphor im Verlauf von 40 Jahren auf circa 400 Kilogramm pro Hektar geschätzt). Die Entfernung
entsprechender Schichten von Oberboden mit hoch degradiertem Torf vor der Wiedervernässung reduziert die Verluste deutlich und wird
daher dringend empfohlen.
Das kann die Kosten der Feuchtgebietsrestauration erheblich erhöhen, gleichzeitig aber auch zur schnelleren Erholung der Artenstruktur
beitragen. Die Verbringung des abgetragenen Oberbodens verlangt sorgfältige Erwägung, wobei die vollständige Verfüllung der
Entwässerungsgräben eine Option darstellt.
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Länderberichte aus Polen und Litauen
Polen
Professor Leslaw Wolejko von der Universität Stettin präsentierte Beispiele für die Selbst-Renaturierung großer Feuchtgebiete in Westpolen.
Restaurierung und Selbst-Renaturierung großer Feuchtgebiete zu niedrigen Kosten sind möglich und daher Neuanlagen vorzuziehen. Als
Hauptproblem für weitere Fortschritte wurde die Erzeugung eines künstlichen Interesses an Grenzertragsböden durch die Gemeinsame
Agrarpolitik der EU festgestellt.
Laut Patryk Chapinski von der polnischen Nichtregierungsorganisation Klub Przyrodnikow wurde eine große Zahl an Restaurierungsprojekten
von Umweltverbänden verwirklicht. Verglichen mit der Situation in Deutschland bestehen immer noch erhebliche Defizite in der
Kommunikation zwischen Landwirten, Umweltverbänden und Verwaltungsbehörden.
Litauen
Zenonas Gulbinas vom Nature Heritage Fund referierte über die neue, im Jahr 2011 veröffentlichte Monographie "Litauische Feuchtgebiete
und deren Bedeutung für den Wasserschutz". Derzeit bedecken die Feuchtgebiete in Litauen noch 16.373,8 Quadratkilometer beziehungsweise 25,09 Prozent der
Landesfläche. Zwischen 1955 und 1995 sind nahezu 50.000 Hektar Feuchtgebiet verschwunden. Nach beinahe einhundert Jahren der Landgewinnung
beträgt in Litauen die Gesamtfläche des entwässerten Lands 3.021.400 Hektar (47 Prozent der Landesfläche), einschließlich 2.620.200 Hektar
Wiedergewinnung durch gewöhnliche Tonrohrdränung. Mehr als 1.200 Teiche und Wasserspeicher wurden angelegt und 400 Flüsse gestaut. Die
Forschung hat einen Schätzwert für die auf nationaler Ebene notwendige Renaturierung von Feuchtgebieten und Empfehlungen für die
Auswahl vorrangiger Standorte für Restaurierungsprojekte geliefert.
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Konferenzvorträge
Program "Wetlands for Clear Water"
Excursion "Wetlands for Clear Water"
Some Impressions, regarding the Conference "Wetlands for Clear Water"
Folgende Vorträge können Sie herunterladen:
- Reducing eutrophication in the Baltic Sea – achievements and challenges ahead;
Wera Leujak, Federal Environment Agency (UBA), Dessau:
(935 KB)
- Nutrient load of tributaries and Baltic Sea eutrophication;
Toni Schröder, Leibniz-Institute for Baltic Sea Research, Warnemünde:
(2,23 MB)
- Is wetland rehabilitation a cost-effective strategy for reduction of nutrients to the sea?;
Michael Trepel, Schleswig-Holstein State Agency for Agriculture, Environment and Rural Areas, Kiel:
(3,89 MB)
- Polish wetlands for water quality - advantages and limitations;
Leslaw Wolejko, West Pomeranian University of Technology, Szczecin:
(5,64 MB)
- The dynamics of phosphorus and carbon in degraded rewetted peatlands of the River Peene valley – governing factors and management options;
Jörg Gelbrecht and Dominik Zak, Leibniz-Institute of Freshwater Ecology and Inland Fisheries, Berlin:
(927 KB)Experiences with wetland restoration in Poland;
Patryk Chapinski, Klub Przyrodnikow, Swiebodzin:
(4,23 MB)
- Wetland restoration in Lithuania;
Zenonas Gulbinas, Nature Heritage Fund, Vilnius:
(2,00 MB)
- Wetlands and biodiversity;
Peter Lengyel, UNESCO Pro Natura, Bucharest, Romania:
(2,50 MB)
- Ecological status of inland waters of Mugla;
Murat Barlas, Mugla University:
(2,62 MB)
- Management of Wetlands in Mugla City, Turkey;
Murat Barlas and Nedim Özdemir, Mugla University:
(3,02 MB)
- Economic aspects of the European Marine Strategy Directive - implications for the Baltic Sea;
Stefan Görlitz, Intersus - Sustainability Services, Berlin:
(229 KB)
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Die englischen Informationen finden Sie hier .
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